Tag Archives: Cabane des Audannes

10:37 Grand Gouilles: la Lune (Nachtrag)

Die Schwarzwälder Wandervögel in der Cabane des Audannes sind optimistischer als ich: “oh, es wird gegen Mittag sonnig werden”. Wenn die sich mal nicht täuschen, ich gebe mich lieber mit den ersten Sonnenstrahlen am morgen zufrieden. Sie verwandeln die Mondlandschaft mit den weissen Karstfelsen um die Hütte in silber – ein trügerischer Schein! Der Morgen riecht nach Regen.

Zügig steige ich z Le Selle auf, pünktlich auf diesem ersten Wegpunkt pläst mir ein steifer Wind ins Gesicht , zusammen mit den ersten wässrigen Schneeflocken. Noch einmal schicke ich Tina und Thomas ein sms. Sie sollten mich um 12 Uhr auf der “Arête de l’Arpille” zum Arpelistock treffen. Wenn ich mich beeile, dann erwische ich sie noch vor oder am Anfang ihres Aufstiegs zum nebelumhangenen 3000er. Das wir nämlich heute nix, ausser die beiden sins so gut gegen Regen verspeckt wie ich …

Einmal mehr ein brillantes Schauspiel der Natur: binnen Minuten ist die Sonne weg, die Landschaft gedämpft in Gaustufen. Der Abstieg ist gut gesichert, auch wenn die Leitern in der Verankerung etwas lottern. Dafür geht es rutschend und senkrecht zum Zickzack des Wanderwegs über die Schutthalden fast 1000m runter zum Seelein in der grauen Ebene der Grand Gouilles. Schnell bin ich noch einmal 30 Minuten vor dem Zeitplan. Ich hoffe, so Tina und Thomas rechtzeitig noch auf dem Col du Sanetsch abfangen zu können.

Ich bin optimistisch – genau bis zum Bächlein beim See: die Schilder des Wegweisers hängen müde alle nach unten, unmissverständlich setzt sich aber mein Wanderweg auf der anderen Seite des auf 4-5m angeschwollenen Bächleins fort. Hmmm, bachauf und backab sieht es nicht besser aus, im Gegenteil. Und den ganzen See umwandern mag ich nicht. Nun, vier gut platzierte Steine im knietiefen Bächlein müssten reichen: 20 Minuten später stehe ich endlich auf der anderen Seite – ich muss aber definitiv noch auf meiner neuen Slackline daheim übern: mein Gleichgewichtssinn ist noch nicht zirkusreif.

Bricht da wirklich die Sonne durch die Wolcken? Nein, der Hoffnungsschimmer wird umgehend im Keim erstickt. Und es sollte noch heftiger kommen an diesem Tag … aber dazu später mehr.

Nachtrag 1: ich schreibe diese Zeilen in mein Notizbüchlein, mein HTC Hero ist an diesem Tag den Heldentod gestorben. Fotografierend ist es im Matsch meiner von Schnee und Regen durchtränkten Handschuhe förmlich ersoffen!

Nachtrag 2: ein Bild vom Tag? Das folgt, sobald ich die Daten von meinem Mobilphone irgendwie gesichert resp. gerettet habe …

Wetter (ff)

image

image

image

image

Den Lac du Barage Tseuzier habe ich kaum gesehen Der Himmel hatte alle Schleusen geöffnet! Am anderen Ende der zwar kleinen, aber doch eindrücklichen Staumauer steht ein Restaurant.

Mmmh, eine Suppe, das wär’s. Ich wandere ja meist ohne Mittagessen, habe nur ein paar Nüsse dabei. Soup? Non! Immerhin ein trockenes und trostloses Sandwich wird, mir gereicht.

Draussen tobt der Sturm, es ist auch deutlich kälter geworden. Und der Wegweiser draussen zeigt bis zur Cabane 4h40, olala, ich dachte eher an 3 Stunden. Ein junges Pärchen sitzt am anderen Tisch. Sie fragen wohin ich möchte. Audannes? Oh, da würden sie mir abraten. Sie wollten dorthin, waren bereits beim Lac Téhénet. Es tobe ein Sturm, Schnee liege auf dem Pass, siehe gehen runter, umfahren das Gebiet mit dem Taxi, ob ich mitwolle. Hmmm, ich nehme das erzählte schon ernst, gehe noch einmal über meineb Plan.

Zeitplan? Umkehrpunkte? Plan B? Ich rufe bei der Hütte an, frage nach dem Wetter und dem Zustand des Weges. Melde meine Ankunft. Tina erhält meine genaue Wanderroute. Ich gehe los, nehme den sicheren Weg über Les Rousses, dort die weniger exponierte Route durch das Tälchen. Allein bin ich noch einmal eine Stufe defensiver, ich habe am morgen erlebt, wie schnell das Wetter noch schlimmer werden kann.

Knapp 3h später bin ich bereits in der Hütte. Ein wunderbarer Aufstieg. Steil, aber definitiv ein Erlebnis … und oben wie bestellt zur Belohnung eine Herde von gegen 25 Steinböcken …