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10:37 Plammis: Juhui

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Es war noch herbstlich frisch, als ich heute früh in Leukerbad los marschiert bin. Die Beine – nach dem Ruhetag von gestern wieder 5 Jahre jünger und übermütiger – schreiten zügig bergan. Es tut gut, wieder auf dem Weg zu sein, auch wenn ich jede Möglichkeit nutze, diesen querfeldein durch die taufrischen Wiesen abzukürzen. Nach einer guten erstem Stunde bin ich beim “Pfarschong” aus dem Leuker Seitental. Es öffnet sich schlagartig ein gewaltiges Panorama vor mir. Juheee! Diesen Juchzer lass’ ich mir nicht nehmen.

Es sind aber nicht nur die gewaltigen Berge, welche mich immer wieder anhalten lassen. Es kreucht und fleucht links und rechts. Ein Frosch im Bächlein, ein ganzes Grillenorchester in der Alpwiese, Eidechsen auf den warmen Steinplatten und von fern hie und da ein spitzer Munggenpfiff.

Ich hatte mir vorgenommen, heute nicht wieder dem “Multitasking” zu verfallen. Wandern, Fötelen, Nachdenken, Aufsaugen, Planen, Trinken, Orientieren, und und und. Eins nach dem anderen, einfach der Nase nach wandern, nach Lust und Laune hier oder da durch, und auch einfach mal innehalten. Klappt schon gut 🙂 – der herrliche Spätsommertag macht es mir aber auch einfach … ausser vielleicht das mit dem laufenden Fotografieren … oder mit der Planerei fürs Wochende (ein zweites “juhui”) … oder dem regelmässigen Trinken (dank Camelbag schaffe ich jetzt auch mehr als einen minimalen Liter am Tag) … oder orientieren (mein Tagesziel fehlt auf den Wegweisern, ein gelegentlicher Kontrollblick auf die Karte schadet da nicht) … aber abgesehen davon bin ich schon recht gut, einfach das Wandern uneingeschrenkt und von Herzen zu geniessen :-).

Übrigens, heute bin ich über die Sprachgrenze. Auf der walliserdeutschen Varneralp käsen eine Walliser Bãuerin und eine Deutsche Israelin aus Ravensburg, bei Tièche schmettert schon Jonny Haliday aus dem Transistorradio …

10:37 LeukerBAD: blubber

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Vermutlich kennt man mich in Leukerbad schon. Den Barfussgänger im ausgewaschenen Wander T-shirt und den Shorts mit Kettenölflecken. Jetzt noch auffälliger: seit heute Vormittag hat er eine neue, knallige limegrüne Badehose!

Ich habe mich mit Weltwoche und MacWelt ausgerüstet und fürs Thermalbad Lindner und gegen das Burgerbad entschieden. Saunalandschaft statt Sportbecken, Sprungturm und kreischenden Wasserrutschen. Erholung und Regeneration. Hmm, vielleicht hätte mir schwimmen ja besser getan als sorgsam vordemonstriertes, schlafwandlerisches Laufen im Thermalbad, welches mit Kopfschütteln tadelt, wenn ich nicht regelkonform die Treppe für das Bad brauche … :-).

Immerhin ist es der Ordnung wegen nicht erlaubt, die “Liegen mit Handtüchern zu reservieren”. Richtig so, wir sind ja nicht in Mallorca am Strand.

So lese ich gemütlich in den meinen Welten über Schafe am Gemmipass in meinem Rücken und dem bösen, inzwischen toten Wolf, von Sägemehl und den bösen Schwingerbuben, von neusten 12 Core MacPros und bösen Windowsrechnern … Ach ja, und ich ziehe beruhigend die frische Alpenluft mit geschlossenen Augen tief durch die Lungen, Erholung ist angesagt … auch wenn ich mich schon wieder auf die ersten Schritte morgen im frischen Alpentau freue …

PS: Deformation professionell? Aber ich kann’s nicht lassen mir auch an diesem Ort als Kunde ein paar Gedanken zu machen:

Leukerbad liegt eindrücklich in einer monumentalen Bergwelt. Heisses Thermalwasser sprudelt aus dem Fels, dramatisch-natürlich die schroffe Bergwelt, erfrischend klar der Blick ins Tal und den stahlblauen Himmel. Wie schön erholsam ist es doch nach einem aktiven Tag auf der Piste, in den Bergen oder beim Kurspaziergang im Dorf in dieser Badewelt zu entspannen. Ein “landschaftlicher Assets” um welcher jedes Stadtbad froh wäre. Nur, was hat bloss die Erbauer des Bades bewogen, die Liegeterrasse und die Sprudelliegen so anzulegen, dass man nur die biedere Hotelfassade mit 80er Jahre Charme im Blickfeld hat? Für einen Blick ins offene Tal gegen Süden kann ich mich gerade noch verrenken, die Abendsonne im Westen wird mir aber nicht vergönnt sein … ausser sie spiegelt  sich wunderschön in der Hotelfassade!

Und das Bistro? Es ist geschickt auf der schattigen Hinterseite des Hotels versteckt, verweigert dem Gast nicht nur ein einziges Tischchen an der frischen Luft oder gar in der Sonne, sondern auch jegliche Lust an der umsatztreibenden Konsumation. Oder entsprechen mittägliches Essen und Trinken nicht dem Gesundheitsregime der Kur … und wird deshab Abends übergewichtig bei Pizza und Bier kompensiert.

PPS: entlastend muss wohl gesagt werden, dass ich mit meinen jugendlichen 40 Jahren nicht zum Zielpublikum des Etablissements gehören mag. Obwohl, haben nicht selbst die heutigen, nordic walkenden, golden years Senioren die “Oberkrainer und Glenn Miller zum Nachmittagstee” irgendwann überlebt?

PPPS: … keine Angst, ich geniesse den erholsamen Tag im Bad dennoch sehr!

Update, 18h: der Saunabereich ist heimelig gestaltet und hat sogar einen Ruhebereich mit Bergsicht …

10:37 Jeitzinen: auftanken

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Durchschnaufen. Richtig durchschnaufen, die Lungen tief füllen. Die Sinne aktivieren. Auch einmal an einem Baumstamm riechen. Pilze abtasten und am Wegrand durch Grashalme streichen. Heute muss ich mich auftanken.

Schnell habe ich am morgen für den Aufstieg hoch übers Rhonetal zwar den Trott gefunden. Aber meine Beine und auch der Kopf sind schwer, ein paar Wehwehchen tun das ihre dazu. Und es werden wohl auch heute sieben Stunden werden … auch wenn, oder gerade weil, ich den unteren Weg nach Leukerbad einschlage.