Tag Archives: Wallis

vom schönsten

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Was für ein Tag, was für ein Panorama!
Mein Vater hat einmal gesagt, die Tour von der Kummenalp via Rinderhütte nach Leukerbad sei eine Pracht! Ich erinnere mich an diesea Alpenpanorama als ich vor Jahren ein Osterwochenende mit Tourenskis auf der Gemmi war.

Aber im Sommer? Leider war es vorgestern meist bedeckt, weshalb ich “untenrum”, d.h. auf ca. 1500müM nach Leukerbad bin. Umsogrösser dann heute das Staunen. Ich konnte mich den ganzen Tag kaum an den wie Perlen an einer Kette aufgereihten Gletscherbergen sattsehen: ganz links das Bietschhorn, dann die Gipfel über dem Binntal, dann die Walliser Klassiker vom Alphubel und Dom über die Monte Rosa Gruppe bis  Bieshorn und Weisshorn zu Zinalrothhorn, Gabelhorn, Matterhorn und Dent Blanche, weiter zur Pigne d”Arolla, Grand Combain, Mont Blanc ind wie sie alle heissen. Einfach alle die wunderbaren Gipfel im blauen Himmel.

Gaby, eine Walliserin hat auf Facebook so “vum Herrgott” und seiner Schöpferarbeit erzählt:
“… Da bi denä grossä Tschuggä,
daschiint mär där Alpuchranz no bitzli z’luggä.
Da tüemer jetzt na eppis drii,
wa z’schönschta va allum of Ärdu wird sii…”

Treffender kann man’s kaum sagen, oder?

PS: am schönsten hat sich das Weisshorn präsentiert, halbseitig schwarz, halbseitig weiss. Ein Traum von Berg. Schön zu sehen auch die Gipfel, welche ich dieses Jahr mit Thomas besteigen durfte, das Nadelhorn mit Balfrin und Bigerhorn neben dem Dom und die Signalkuppe hinter der Dufourspitze. Thomas, danke für diese wunderbaren Tourentage!

10:37 Jeitzinen: auftanken

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Durchschnaufen. Richtig durchschnaufen, die Lungen tief füllen. Die Sinne aktivieren. Auch einmal an einem Baumstamm riechen. Pilze abtasten und am Wegrand durch Grashalme streichen. Heute muss ich mich auftanken.

Schnell habe ich am morgen für den Aufstieg hoch übers Rhonetal zwar den Trott gefunden. Aber meine Beine und auch der Kopf sind schwer, ein paar Wehwehchen tun das ihre dazu. Und es werden wohl auch heute sieben Stunden werden … auch wenn, oder gerade weil, ich den unteren Weg nach Leukerbad einschlage.

Blindtälli: von Hexen und Feen

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eine dieser Überraschungen: eigentlich waren die anderhalb Stunden runter von der Belalp nach Blatten schon zuviel. Und dann ist auch noch das einzige Gasthaus in “Mund” zu. Also, noch einmal knapp zwei Stunden nach Brig. Der Wegweiser zeigt wenig malerisch über den grossen Parkplatz in Blatten. Sieht einmal mehr nach “Infrastrukturkilometern” aus.

Kaum hundert Meter – und ein paar knielästige steile Kurven später – tauche ich im Blindtälli in eine andere Welt ein. Moosüberwachsene Steine, tief zerfurchte Baumstämme, mysteriöse Reisigkreise, hier ein überwachsenes Bächlein, dort ein einsamer Baumstrunk. Ein Wald in welchem Hexen und Feen gleichermassen leben könnten.

Ebenso abrubt wie ich in diesen Wald eingetaucht bin, stehe ich in Geimen wieder draussen ind an der Hauptstrasse Blatten-Brig.

Es sind diese kleinen Perlen jenseits der Ferienprospekte in Hochglanz, welche immer wieder und zu den überraschendsten Momenten kleine Höhepunkte setzen – und auch die knochenharten Asphaltstrapazen am Tagesende nach 8 und mehr Stunden versüssen helfen.

Fragen

Ist das Essen im Restaurant besser, wenn der Sohn des Hauses 3 WM-Medallien gewonnen hat und ein Foto aus dem Wachskeller die Speisekarte ziert?

Heisst die Grüne Grenze über den verschneiten Albrunpass jetzt Weisse Grenze?

Kann Lothar Wellig, der Coiffeur von Fiesch, auch Haare glätten?

Ist die Zusammenarbeit zwischen Fiescher-, Bettmer-, Rieder- und Belalp wirklich tief und herzlich, wenn im Fiescher Touristoffice keine Unterkünfte von der Belalp abgefragt werden können?

Warum heisst mein Bed&Breakfast “Baumhaus” mit den originellen Holzzimmern nicht einfach Holzhaus?

Warum stammen die Geissen für den Geissenpfeffer im Walliser Spezialitätenlokal aus dem urnerischen Silenen und nicht aus einem Walliser Bergtal?

Warum werde ich fragender angeschaut, wenn ich nachmittags barfüssig im Coop einkaufe als mit den Bergschuhen abends auswärts Essen gehe?

Warum sind im Wallis alle Berge “Hörner” resp. “Horu” wenn sie im Rest der Schweiz auch Spitzen, Stöcke, Berge oder einfach Tödis, Säntisse, Titlisse und Speere heissen?

Warum hat sich Blitzigen schon 1616 von der Mutterkirche in Ernen losgesagt, aber er erst rund 250 Jahre später, nämlich 1877 eine eigene Pfarrei gegründet?

Warum steht die dickste Lärche des Wallis ausgerechnet im Weiler mit dem Namen “Schmali”?

Warumem bekomme ich auf meine linienbewusste Dessertbestellung statt des Zwetschgenmuses ein kalorienbombiges Zwetschgenmousse?

Ist die 1945 in Grengioles entdeckte wilde Tulpenart Tulipa grengiolensis (zum Glück wurde die Tulpe mit diesem Namen nicht im Nachbardorf entdeckt) ein Zeugnis früher holländischer Touristen?

Warum grasen auf dem “Oxefeld” im Binntal keine Kühe, geschweige denn Ochsen?

Ob sich die SVP wohl daran stört, dass der Binntaler Käse auf der Alp ausgerechnet von “Bernd und Ute” produziert wird (so glaube ich zumindest auf dem Schild gelesen zu haben)?

Warum lässt das Ferienzentrum in Fiesch auf eine Partnerstadt aus dem kommunistischen Osten schliessen?

Und schliesslich, wo ist der Gogwärgji Schorsch unterwegs?

10:37 Fäld: ambrii

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Claudi, nein keine Angst, ich habe mich nicht nach Ambri verlaufen.
Und Lothi, ich versuche gar nicht erst weiter Walliser-Tiitsch z’redu.
Ganz einfach, heute geht es mit uns bergab, von der Binntalhütte nach Fiesch.

Der Wetterbericht hatte vor Tagen Sonne versprochen, so melde ich mich heute bei Reto und dem Baselbieter (oder Deutschjurassischen?) Hüttenwarteteam zuversichtlich in kurzen Hosen, T-shirt und mit Sonnencrème eingeschmiert zum Morgenappell. Ein heisser Kaffee wärmt mich nach der ersten meteorologischen Enttäuschung auf. Aber ich will ja nicht schon wieder dass Wetter  ins Zentrum stellen… schon gar nicht im mit 300 (Walliser Selbstdeklaration) Sonnentagen sonnenreichsten Kanton der Schweiz.

Zurück zum Binntal. Meine Mutter hat gemeint, der Sonnenmorgen auf der Binntalhütte sei etwas vom schönsten gewesen, was sie auf ihren vielen Wanderungen erlebt habe. Auch ich geniesse den ruhigen und stillen Morgen mit Blick bis zum Bietschhorn … und zu Reto, welcher vor der Hütte mit seiner Schlafsackhülle kämpft. Und wer Reto kennt: … und diese schliesslich entnervt aber mit viel Emotionen (und einem Lachen) quer über die Wiese schleudert. Kleine Höhepunkte auf meiner Wanderung. 🙂 Danke Reto, dass du mich 3 Tage bei Sonne, Schnee und Regen, über Pässe und Alpen begleitet hast … und dafür auch Dreietagenkajütenbetten erduldet hast.

Wie das Val Bedretto, der Panoramaweg über den Gäbris oder das hintere Maderanertal, so lädt auch das Binntal frisch herausgeputzt mit schmucken Walliser-Weilern und herzlich-freundlichen Menschen zu einem zweiten Besuch ein.

Im “Bärgkristall” in Fäld machsn wir einen ersten Kaffeestop – für etwas Selbstgebackenes von Christine sind wir aber noch eine Stunde zu früh. Und selbst die verlockende Aussicht auf ein Cordon Bleu lässt uns hier nicht bis zum Mittag warten: Reto musste um 4 in Fiesch auf den Zug.

Zum Mittags-Boxenstop machen wir schliesslich in Binn halt, nicht im wunderschön renovierten Hotel Ofenhorn, sondern daneben im Restaurant zur Briggen. Geissenpfeffer und Geissenburger sind auch für Reto ein guter und authentischer CB-Ersatz … en guete!

PS: Lothi, die Category Lötschental wird daheim noch in Oberwallis ungetauft …