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an einem grauen Wintertag

Grau ist es draussen. Ich habe die Chance genutzt und mich endlich einmal wieder hinter die Fotos meiner Wanderung quer durch die Schweiz gemacht. Eine etwas speziellere Serie gibt es hier zu sehen: Wegweiser und Wegmarken.

Es war ein grauer Tag, als ich am Bodensee gestartet bin. Ich hätte nicht gedacht, dass mich dieses Wetter über weite Strecken durch die Schweiz begleiten würde.

Tag 1: am Bodensee

Es sollte gar noch schlechter werden. Auf der dritten Etappe, vom Kronberg zur Schwägalp und weiter ins Toggenburg, habe ich den Himmel nie gesehen. Aber ich habe die Etappe zusammen mit meinem Göttimeitli sehr genossen. Hier ihr Zwillingsschwester Janina, welche unbeirrt und guter Laune durch den Regen stapft.

Richtung Schwägalp

 

Regen und Nebel haben meine Aufmerksamkeit von den grossartigen Panoramen, welche man bei schönem Wetter bestaunen kann auf die kleinen Kostbarkeiten am Wegrand gelenkt. Hier ein paar Tautropfen, dort ein paar gesenkte Blumenkelche. Wunderbar, wie hier nahe bei den Murgseen, welche ich zusammen mit Tina erwandert habe.

Augen auf!

Ebenfalls mit Tina war ich eine Woche später wieder unterwegs. Von Tschamut ging es Querfeldein zur Maighelshütte und von dort gleich weiter zur Cadlimohütte. Wir haben ganze Theorien aufgestellt, warum Kühe bei Regen am liebsten mitten auf dem Wanderweg rumstehen …

aus dem Weg, bitte!

Nachdem wir eine gemütliche, aber umso stimmungsvollere Wanderung das Val Bedretto hinauf gemacht haben, hies es wiederum für eine Woche Abschied nehmen. Alleine bin zur Capanna Piansecco hinauf. Vor der Hütte haben tibetische Gebetsfahnen im Wind geflattert und die Gebete in die Welt getragen.

ein bisschen Himalaya im Tessin

Es war die zweitletzte Etappe – es sollte eine der längsten werden. Von Anzeindaz über Villars-sur-Ollon und weiter bis nach Leysin. Ich habe jede Abkürzung genommen, welche ich finden konnte … suchen musste ich sie manchmal etwas länger, wie diese hier zwischen zwei Leitplanken hindurch …

wer sucht, der findet.

Wenn ich jetzt die eher zufällige Auswahl an Wegmarken anschaue, dann sind es meist solche im Nebel oder Regen. Zufall? Vielleicht. Nicht repräsentativ für das Wetter, aber gerade das aussergewöhnliche Wetter hat dazu eingeladen, zumindest die gelben Farbtupfer der Wegweiser  festzuhalten.

Dass es auch andere, sonnige Abschnitte auf der Tour gegeben hat, zeigt die weitere Sammlung der Wegweiser – zumindest für alle jene, welche diesen Blogeintrag nicht mit iphone oder ipad anschauen:

 

Wetter (ff)

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Den Lac du Barage Tseuzier habe ich kaum gesehen Der Himmel hatte alle Schleusen geöffnet! Am anderen Ende der zwar kleinen, aber doch eindrücklichen Staumauer steht ein Restaurant.

Mmmh, eine Suppe, das wär’s. Ich wandere ja meist ohne Mittagessen, habe nur ein paar Nüsse dabei. Soup? Non! Immerhin ein trockenes und trostloses Sandwich wird, mir gereicht.

Draussen tobt der Sturm, es ist auch deutlich kälter geworden. Und der Wegweiser draussen zeigt bis zur Cabane 4h40, olala, ich dachte eher an 3 Stunden. Ein junges Pärchen sitzt am anderen Tisch. Sie fragen wohin ich möchte. Audannes? Oh, da würden sie mir abraten. Sie wollten dorthin, waren bereits beim Lac Téhénet. Es tobe ein Sturm, Schnee liege auf dem Pass, siehe gehen runter, umfahren das Gebiet mit dem Taxi, ob ich mitwolle. Hmmm, ich nehme das erzählte schon ernst, gehe noch einmal über meineb Plan.

Zeitplan? Umkehrpunkte? Plan B? Ich rufe bei der Hütte an, frage nach dem Wetter und dem Zustand des Weges. Melde meine Ankunft. Tina erhält meine genaue Wanderroute. Ich gehe los, nehme den sicheren Weg über Les Rousses, dort die weniger exponierte Route durch das Tälchen. Allein bin ich noch einmal eine Stufe defensiver, ich habe am morgen erlebt, wie schnell das Wetter noch schlimmer werden kann.

Knapp 3h später bin ich bereits in der Hütte. Ein wunderbarer Aufstieg. Steil, aber definitiv ein Erlebnis … und oben wie bestellt zur Belohnung eine Herde von gegen 25 Steinböcken …

10:37 Mondralèche: Wetter, juhee!

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Ich habe in weiser Vorahnung die Regenhose und die Regenjacke heute morgen zuoberst im Rucksack verpackt. Ui, es hat sich gelohnt.

Ich habe ja “Wetter” sehr gern. Und heute bin ich auf volle Rechnung gekommen. Die ersten minuten zum Cry d’Er waren noch Trocken, ein altes Lifthäuschen hat dann als Umkleidekabine herhalten müssen.

Mit dem anfänglichen Nieselregen ist der Abstieg Richtung Lens so richtig schlüpfrig geworden. Aufgepasst, Tina würde jetzt “Fräulein Konzentration” aufbieten!

Und dann beginnt das grossartige Spektakel. Nebel lauert in den Halden. Binnen Sekunden dreht der Wind, auf einen Schlag wird dunkel, die Sicht ist noch ein paar Meter. Wow, das ist cool! … zumindest solange der Weg gut ist.

Einen Moment später bläst’s wieder von der anderen Seite … und Regen peitscht über die Weise, das sogar die Kühe die Köpfe einziehen. Hightime für mein an Sonnentagen meist belächeltes, heute von den wenigen Wanderern aber beniedenes (oder beneidetes?) Lieblingsstück: meinen Trekkingschirm, stormproof! Und gestürmt hat es in der Tat! Klasse!

10:37 Plammis: Juhui

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Es war noch herbstlich frisch, als ich heute früh in Leukerbad los marschiert bin. Die Beine – nach dem Ruhetag von gestern wieder 5 Jahre jünger und übermütiger – schreiten zügig bergan. Es tut gut, wieder auf dem Weg zu sein, auch wenn ich jede Möglichkeit nutze, diesen querfeldein durch die taufrischen Wiesen abzukürzen. Nach einer guten erstem Stunde bin ich beim “Pfarschong” aus dem Leuker Seitental. Es öffnet sich schlagartig ein gewaltiges Panorama vor mir. Juheee! Diesen Juchzer lass’ ich mir nicht nehmen.

Es sind aber nicht nur die gewaltigen Berge, welche mich immer wieder anhalten lassen. Es kreucht und fleucht links und rechts. Ein Frosch im Bächlein, ein ganzes Grillenorchester in der Alpwiese, Eidechsen auf den warmen Steinplatten und von fern hie und da ein spitzer Munggenpfiff.

Ich hatte mir vorgenommen, heute nicht wieder dem “Multitasking” zu verfallen. Wandern, Fötelen, Nachdenken, Aufsaugen, Planen, Trinken, Orientieren, und und und. Eins nach dem anderen, einfach der Nase nach wandern, nach Lust und Laune hier oder da durch, und auch einfach mal innehalten. Klappt schon gut 🙂 – der herrliche Spätsommertag macht es mir aber auch einfach … ausser vielleicht das mit dem laufenden Fotografieren … oder mit der Planerei fürs Wochende (ein zweites “juhui”) … oder dem regelmässigen Trinken (dank Camelbag schaffe ich jetzt auch mehr als einen minimalen Liter am Tag) … oder orientieren (mein Tagesziel fehlt auf den Wegweisern, ein gelegentlicher Kontrollblick auf die Karte schadet da nicht) … aber abgesehen davon bin ich schon recht gut, einfach das Wandern uneingeschrenkt und von Herzen zu geniessen :-).

Übrigens, heute bin ich über die Sprachgrenze. Auf der walliserdeutschen Varneralp käsen eine Walliser Bãuerin und eine Deutsche Israelin aus Ravensburg, bei Tièche schmettert schon Jonny Haliday aus dem Transistorradio …

10:37 Jeitzinen: auftanken

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Durchschnaufen. Richtig durchschnaufen, die Lungen tief füllen. Die Sinne aktivieren. Auch einmal an einem Baumstamm riechen. Pilze abtasten und am Wegrand durch Grashalme streichen. Heute muss ich mich auftanken.

Schnell habe ich am morgen für den Aufstieg hoch übers Rhonetal zwar den Trott gefunden. Aber meine Beine und auch der Kopf sind schwer, ein paar Wehwehchen tun das ihre dazu. Und es werden wohl auch heute sieben Stunden werden … auch wenn, oder gerade weil, ich den unteren Weg nach Leukerbad einschlage.

mehr Fragen

heute gesellen sich ein paar weitere Gedanken zu den nicht so ernsten Wanderfragen dazu:

Wer erfreut sich eigentlich morgens an hartgefrorenen Frühstücksbütterchen?

imageWarum sind Jahreszahlen für uns so wichtig, dass alles datiert wird, von der Brücke vor, dem Brunnen im bis zur Lawinenverbauung über dem Dorf?

Sind Kletterleitern aus Holz im senkrechten Felshang vertrauenswürdig wenn links und rechts Kreuze an vorher Abgestürzte erinnern?

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Darf ein Berg-Gasthaus auf derTafel im Tal “offen” verkünden und dann den müden Wanderer 30min später mit “Dienstags geschlossen” abblitzen lassen?

Ist es zulässig, als 20jähriger Schwingerkönig ein John Dear Traktrorenposter über dem geblümelt angezogenen Bett hängen zu haben?

Warun sind ausgerechnet die Pfahlbauer Pflichtstoff in der Primarschule?

Warum muss Pingu nun auch im verträumtesten und heimeligsten Dorf den Dorftrottel spielen?

Warum wird man auch in der Pizzeria in Leukerbad barfüssig schlechter bedient als mit gefälschten Designerturnschuhen?

zwei Stunden zuviel

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Waren es heute zwei Stunden zuviel? Der heutige Sonntag war mit acht oder neun Stunden bei leibe nicht der längste und mit 2500 Höhenmetern, 2000 davon abwärts, auch nicht der strengste. Dennoch, waren es heute 2 Stunden zu viel?

Was hat mich von der wunderschön gemütlichen Belalp noch mach Blatten getrieben? Was vom heimeligen Blatten noch in den Schatten runter nach Naters, in die Aglo von Brig (und einstigem Wohnort meiner Grossmutter)? Was mich dann noch über die Rote Brigg rüber nach Brig?

Ich wollte noch ein paar Kilometer machen, um den Plan halten zu können, um am Montag noch die dreissig Kilometer nach Jeitzingen zu schaffen, um dort Papa für die nächste Etappe zu treffen. So gerne ich mit ihm einen Tag durchs Wallis gelaufen wär, soviel Spass es mir bisher gemacht hat, mit meinen Freunden ein paar Etappen gemeinsam zu bestreiten – ich war gleichsam auch “Gefangener” meines Routenplans. Hatte Postautos zu erreichen und an der Route festzuhalten. Heute fühlte ich mich getrieben, bereits für Dienstag noch ein paar Kilometer zu machen.

Heute waren es zwei Stunden zu viel, ich bin aber auch froh, diese gelaufen zu sein. Jetzt freue ich mich nach drei wunderbaren Wochen durch die Schweiz mit Freunden auf ein paar Tage Solowandern im Rhonetal. Und dann auf Tina und Thomas zum letzten Wochenende irgendwo im Unterwallis … wo immer dies dann genau sein wird.

10:37 Nufenen: weiss

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Nach Sonne und Regen ist heute der Schnee dran: auf der Passhöhe des Nufenen winden mir die ersten Flocken ins Gesicht. Auch wenn ich damit auf der heutigen Etappe gerechnet habe, so ist der Moment doch überraschend gekommen.

Der Tag hat ganz anders begonnen. Der frische Wind hat die Nebel- und Wolkenfetzen über Nacht weggeblasen, endlich ist auch das Panorama auf die Tessiner Alpen frei. Übrigens heissen die Lepontinische Alpen … glaube ich.

In knapp drei Stunden bin ich von der Campanna Piansecco auf xem Nufenen und damit erstmals auf dieser Tour auch für ein paar Schritte im Wallis.

Auf dem Nufenen wird mein nächster Mitwanderer zu mir stossen. Ob Stephan Reto wohl auf die Wanderung vorbereitet hat? Die erste Etappe für ihn wird nicht ohne sein: in ca. 5-6 Stunden über den Griespass ins italienische Val Formazza bis zum Rifugio Margeroli … ich selbst stelle mich auf einen 9 Stunden-Tag ein …