Tag Archives: Toggenburg

Sechs Wochen später

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Fünf Wochen sind es bereits her, seit ich meine Füsse in Montreux im See gebadet habe. Heute sitze ich auf dem Leistchamm, um mich ein grandioses Panorama vom Alpstein über dire Churfirsten zu degn Glarner Alpebn und weiter am Horizont ein paar Urner und Bündner Gipfel.

Auf meiner ersten Wanderwoche bin ich hier durchgezogen, teils durch zähen Nebel und sintflutartigen Regen, teils in prächtigem Sonnenschein. Ich schaue zurück bis zum Kronberg, höre noch die Zwillinge quietschen, wenn sie in einer Pfütze stehen, erinnere mich an die verdutzten Kühe an den Wanderbächen auf dem Weg nach Stein. Ich geniesse noch einmal in Gedanken den Morgentau dort hinten auf der Vorderen Höhe ob Amden und die ersten Sonnenstrahlen seit Tagen mit Blick auf den See ob Weesen. Ich freue mich noch einmal über die prachtvolle Aussicht dort unten in Filzbach und den Feenwald mit Tina hinauf zum Talalpsee, ahne die Lücke zum Murgsee und sehe im glitzernden Walensee zwischen meinen Füssen auch das stahlblau der Murgseen. Die Glarneralpen liegen weit hinten am Horizont, war es jetzt ein M oder MV, welches wir über die Pässe und hinunter in die tiefen Täler gelaufen sind?

Nicht einmal eine Wanderwoche breitet sich vor mir zwischen Horizont und Horizont aus. Wie  weit ich nur gekommen bin in diesen dreissig Etappen, wieviel ich bloss gesehen habe trotz Regen und Nebel. Nicgt einen Moment möcgte ich missen, schön und dankbar, dass ich dies (mit Freunden) erleben und erwandern durfte …

10:37 Vorderi Höhi Amden: grün

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Grün leuchten die Matten noch regenfeucht, pünktlich auf der Vorderen Höhi ob zwischen Toggenburg und Amden stehlen sich aber auch die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolken. Es läuft sich rund bei diesem Wetter. Auch wenn die Luft feucht schwitzt, mir gefallen die Tautropfen an den Blumen am Wegrand, die Nebelschwaden in den Bäumen und das dumpfe Bimmepn der Kuglocken von den Alen rundum.

Vorderi Höhi, für mich ein beliebtes Winterziel um aus dem Nebel zu entfliehen, jetzt im Sommer eingehüllt darin, nicht minder reizvoll.

Was wohl die Kühe denken?

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Was denken sich wohl die Kühe, welche auf der Weide tropfnass aber geduldig dem Regen trotzen und mir trotzig nachschauen? “Du, Irma, was isch ech das för en komische Kauz ir blaue Jagge?” – “ke Ahnig, allewäg nöd de Vehdoktr, de isch ersch grad letschts Woche do gseh.” – “Secher nöd, de seb rocht immer e Chrumi, und Köfferli het er o kes derbi.” – “Wird wohl so ön Autdor-Ma sii, wesch wie die os em Katalog” – “meinsch? De het doch abr ken Drohtesel debi ond o ke Stöck. Hui, Berta log, er macht es foti vo üs” – “Muuuh” … mir kommt unweigerlich Gary Larson’s Cow in den Sinn (http://2.bp.blogspot.com/_zTW7YIHZb1o/RxOtpJiQ1GI/AAAAAAAAAUI/Y-EgD2GXyAM/s400/gary_larson_cows.jpg).

Ja, solches geht mir an einem langen Regentag durch den Kopf. Und heute warens sieben Stunden Regen. Reichlich profan, wenig philosophisch. Wie etwa: hmm, halten die Schuhe dicht? Ich sollte wohlmal wieder etwas trinken? Wie hiess nochmal der Muskel, welcher seit der Tour von letzter Woche spannt (M.Tibialis)? Mhh, hier duftet es schön modrig. Sinke ich hier knöcheltief im Dreck ein? Gehts links oder rechts? oder: Warum hat Stein eine Tanne im Wappen und keinen Stein? Warum kleben die grössten Toggenburg-Kleber an Zürcher Autos? Warum hiessen auf der heutigen Route gleich zwei Alpen “Dreckloch”? Und die Alpen daneben Dunkelloch und Schwarzegg? Warum werden alle Appenzeller Hunde ‘Bless’ getauft? … reichlich Alltagsphilosophie … und trilotzdem wandert es sich bei Regen leicht und erholsam … noch ein Tag liegt so drin ….

Stein, ein Dorf hat Ruhetag

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Die Regenwolken hängen im Toggenburg etwas weniger tief. Von weit oben am Hang sehe ich schon nach Stein hinunter. Ein verschlafenes Dorf, wie mir scheint. Ein paar Häuser, ebensoviele Kuhställe, zwei Kirchen. Während vierzig Minuten, so zeigt der Wegweiser den Abstieg an, hoffe ich, dass meine Aufzählung der Häuser unvollständig ist: hat es auch ein Hotel im Dorf? Schnell habe ich den Gasthof Ochsen am Dorfplatz gefunden – ein Senn auf der Alp am Risipass hat ihn mir zum Essen empfohlen. Geschlossen. Ah, hinter einer Hecke entdecke ich den Wegweiser zum Hotel Anker. Ruhetag. Und auch im B&B, welches ich hinter der Kirche finde macht niemand auf.

Die Molki ist zu, auch die Metzgerei Metzger hat Donnerstags geschlossen, das Cafe Zwyhler feiert heute Ruhetag und auch sonst sind alle Geschãfte am Platz dunkel. Einzig im Coiffeur-Salon brennt  a Licht. Ich klopfe an die Scheibe. Ein Hotel? Da müsst ich wohl nach Nesslau fahren, rät die (blonde) Coiffeuse freundlich ..

Mir scheint, hier ist ein ganzes Dorf im Ruhetag … oder in der Nachbargemeinde bei SVP Toni in der Sonne …

Nachtrag aus Nesslau: ich soll’s in der Krone probieren, meint man am Bahnhof … 5min später weiss ich: Ruhetag!