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Schönes Wetter

eine kleine Ode an das schöne schlechte Wetter

Ich stehe häufig knöcheltief im Wasser … und erlarbemir darum eine Meinung zum Wetter:

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Erstens haben mir “meine zwei” Göttimeitli (Thomas, entschuldige, dass ich Janina kurzerhand mitanektiert habe) gezeigt, dass Wetter Erziehungs- und Einstellungssache ist. Schlechtes Wetter? Keine Pfütze ist gross genug um nicht mit Spass reinzuhüpfen …

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Dies einmal akzeptiert erhält das Wetter eine ganz neue Aufgabe: uns die Augen für die wunderschöne Welt und ihre wunderbaren Fazetten zu eröffnen. Alle Schottland-Pilgerer schwãrmen schliesslich nicht zuletzt wegen des nebligen Regenwetters von diesem Land (inkl mir) …

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Schliesslich: wozu den Kopf hãngen lassen? O.k. als Kuh und ohne Goretex hat man vielleicht ein Recht dazu. Aber wer will schon so trostlos rumlaufen? Also: lächeln und den Regen fröhlich begrüssen …

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Und denkt doch einmal an alle schönen Seiten? Das Maderanertal wãr wohl nur halb so schön gewesen ohne die Dutzenden Wasserfälle …

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… und wird nicht auch das sonnige Wetter mit durch die Regenseite definiert? Wer will schon 365 Tage Postkartenwetter? …

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Und schliesslich, mir soll das Wetter recht sein sodasss die grössten “Grüezi-Wege” entvölkert sind und in den Hütten die Massenlager zu schnarchfreien Singlesuiten werden!

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PS: das schöne Regenwetter hat aber auch ein paar regenseiten: für die Hütten war der August eine Katastrophe. Leere Hütten landein und landaus. Auch die Wirtin aus dem Albergo in Ossasco hat gemeint, es sei zum Verzweifeln: keine Wanderer während der Hauptsaison gehen an die Substanz … trauriges Wetter!

Hausaufgaben

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Die ersten 10 Tage habe ich im Detail geplant, die nächsten 3 Wochen nur noch ungefãhr. Ihr erinnert Euch noch an die unleserlichen Pläne 0.6 und 0.7? 🙂

Nach fast zwei Wochen bin ich gut auf Kurs, die 10h Tage habe ich gut gemeistert und weil bisher Schnee noch nicht knietief lag misste ich noch keine Tage in der Warteschlaufe machen.

Nun sind am Abend jeweils Hausaufgaben notwendig:  Tourenplanung! Dazu gehört die Reservation der Hütten, Kontrolle der Wanderzeiten umd Distanzen, die Kontrolle des Wetterberichtes, aber auch die Planung der Hopp-on und Hopp-off Stellen der Mitwanderer.

Dieses grosse Puzzle ist zum einen seriöse Pfliccht, die Knobelei macht aber auch Spass … und Reto, welchen ich morgen auf dem Nufenen für drei Tage abhole, habe ich so durch neue Routenwahl den 05.00 Zug eraparen können …

Und für künftige Mitwanderer: ich bin wohl 2 Tage gor dem Plan auf der Fiescheralp … pünktlich zum Wochenende und zum schönen Wetter: Aletschgebiet, ich komme!

10:37 Bedretto: i-ah

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I-ah: jetzt ist eindeutig Tessin. Die Häuser – pardon Rustici – sind aus Stein, der Wein südländisch, die Wegweiser italienisch und auch etwas weniger präzise, das Essen eine Spur besser, am Wegrand stehen jetzt malerisch die Esel (daher das i-ah) und nur das Wetter ist weiterhin wie nördlich vom Gotthard …

Bedretto ist aber nicht nur i-ah, sondern auch “ja”. Der Sentiero ist wunderschön angelegt, was wir von den Bergen kurz sehen vielversprechend, der Käse auf der Tessinerplatte ausgezeichnet und die Lärchen bieten v.a. wohl im Herbst eine unglaubliche Kulisse. Drum “Ja”, hier her komme ich gerne noch einmal.

PS: à propos Wetter im Bedretto: vor Jahren wollten Markus und ich mal dem missslichen Nordwetter entdliehen und sind für eine Ski-/Schneeschuhtour in den “Süden” gefahren. Im nebligen Schneesturm haben wir uns im bis zur Alpe Cruina hochgekämpft; gefühlt haben wir uns wie die ersten Entdecker am Südpol. Schon damals: Wetter ist eine Einstellungssache, wir haben den Sturm genossen!

Plätschern …

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Hätte mir jemand vor der Tour gesagt, dass ich in den ersten zwei Wochen mehr Regen als Sonne sehen würde, ich hätte wie beim Sackjass (wir jassen gerade in All’Acqua) das “Biigeli” genommen, d.h. die Tour um eine Woche verschoben und auf besseres Wetter gehofft.

So wie man aber auch mit schlechten Karten einen guten Jassabend haben kann, so habe ich mich ans Wetter gewöhnt und gewinne ihm durchaus die schönen Seiten ab.

Ah ja, “Plätschern” ist der Titel dieses Posts. Ich bin in der Nacht 2x aufgewacht. Regnet es noch immer? Oder hat es einen Dorfbrunnen in der Nähe?

Am Morgen also die Vorhänge zurück …. und tatsächlich, es hat einen Brunnen hinter dem Haus. Geregnet hat es aber auch die ganze Nacht. Und so ging es den ganzen Tag heute weiter: nass, grau, feucht … aber wie gesagt, gefallen tut’s mit trotzdem sehr.

Tina, schön, dass du auch die drei Regentage mit mir unterwegs warst. Ich freue mich aufs nächste Wochenende.

… weitwandern …

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Die ersten Tage war ich in der mir bekannten Ostschweiz unterwegs, wandern für 3-4 Tage war mir auch nichts Neues. Mit dem Übergang vom Glarnerland ins Maderanertal hatte ich erstmals das Eindruck, auf mehr als einer Weekendwanderung unterwegs zu sein. Ein neues, schönes Gefühl …

Und, dass ich mich ans weite Wandern und an den Regen sehr gewöhnt habe, wurde mir auch gestern bewusst: wenn ich nach 6.5h wandern, ohne viel Diskussion noch einmal 4 Stunden von der Maighels- zur Cadlimohütte über den Passo Bornengo drangehänge, dann ist dies wohl weitwandern …

und mir?

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“Und wie (er)geht es eigentlich Dir?” Werde ich manchmal am Telefon oder per sms gefragt?

Körperlich umd mental ausgezeichnet! 🙂

Ernsthaft: ich und vor allem meine Knie haben die körperlichen Strapazen bisher sehr gut gemeistert. Vor allem die letzten drei Tage mit jeweils mindestens 7h Wanderzeit und je 2000m und mehr Höhendifferenz waren ein bisschen mehr als gemütliches Spazieren. Klar spüre ich Abends vielleicht hier ein Ziehen und dort ein Klemmen. Dann staune ich aber am Morgen selbst, wie gut sich der Körper wieder erholt hat. Ich versuche aber auch, mit den Belastungen sehr bewusst umzugehen: einerseits gehe ich sehr sehr konstant, ja schon fast monoton. So lãuft das “Motörchen am besten und zwar egal wie steil es ist. Konditionell lief ich so noch nie im roten Bereich (Holz anfassen). Mit dem zusätzlichen Grund, dass ich vor allem in den Bergen für Notfãlle auch noch Reserven haben möchte.

Am ehesten machen sich die Knie bemerkbar, zum Teil begleitet von der Achillessehne und meiner rechten kleinen Zehe. Ich bin aber weit von den Knieschmerzen von früher entfernt. Knorpel und was es da sonst noch hat, machten bisher und auch mit dem extra Packgewicht prima mit. Der Bandapparat mit der medialen Patellasehnenseite reagiert manchmal etwas launisch. Ich versuche dann jeweils mit der “Wandertechnik” (ja, das gibt es) auch die Belastung zu variieren. Trotzdem habe ich meinem Fahrgestell heute zusammen mit dem Regenwetter einen Ruhetag gegönnt und bin nur zur Etzlihütte hochgelaufen.

Soviel zu Motor und Chassis. Und Kopf und Seele? Ich bin noch nicht Petrarca, welcher sich im Bergerlebnis selbst neu gefunden, von “Flow” ist ebensowenig zu merken. Und, auch wenn ich aktuell auf dem Bündner Ast des Jakobswegs laufe, bin ich noch nicht erhellt oder geläutert. Mir gehts ganz einfach unbeschwer gut. Mallory’s Gedankengang zum Grund für die Besteigung der Berge (“weil sie da sind”) gibt die Tiefe meiner Gedanken recht gut wieder. Also, was dann?

Hãufig bewegen mich reichlich praktische Gedanken zur Tour, v.a. auch wenn ich zusätzliche Verantwortung für die Begleitung habe. Ich reflektiere etwas zufällig meine berufliche Situation oder lasse vergangene Eindrücke der letzten Tage Revue passieren. Aktuell jagen mich zudem ein paar vorfreudige aber auch respektvolle Überlegungen zu weiteren Vorlesungen, zu welchen ich mich verpflichtet habe. Und zur Vorfreude gehört ebenso, dass Tina ab morgen wieder mitwandern wird.

Und dann gibt es aber auch Tage wie heute! Doch dazu nach dem Essen mehr …

Mmhh, das Essen war ganz grosse Klasse. Ein Kompliment der Küchencrew für die Improvisation (der Heli konnte heute wieder nicht mit Nachschub fliegen).

Der Tag heute. Zuerst schien es, als wollte ich nicht in die Gänge kommen. Ich war vom “fehlenden” Regen richtig überrumpelt. Doch schon nach wenigen Metern im märchenartigen Wald ob Briaten machte sich eine tiefe innere Ruhe breit.

Die Sonne glitzerte durch den Morgenwald, die nebelkühle Luft drang bis tief in die tiefsten Lungenflügel. Richtig durchatmen, nichts denken nur geniessen … ganz einfach herrlich!

Appenzeller-, Sarganser- und Glarnerland hinter mir gelassen, hatte ich gestern mit den ersren Schritten im Urnerland auch erstmala das Gefühl auf einer lãngeren Weitwanderung zu sein. Vorbei das Gefühl einer langen Wochenendtour, vorbei die bekannten Berge. Auch auf der Karte ist jetzt mehr als ein paar Zentimeter. Ein Drittel der Schweiz ist schon fast durchquert. Ja, vielleicht sind dies die ersten “fliessenden” Wandertage. Ich freue mich auf mehr ….

10:37 Etzli: neblig

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Nebel hängt kalt im steilen Tal, irgendwo rauscht gedämpft der Etzlibach. Kein Ton, keine Farbe drãngt sich vor, gedämpft ist die ganze Natur. Mein Atem, die Schritte nehmen die Vorgabe unbemerkt auf. Ich könnte Stundenlang weitergehen, bin fast enttäuscht, als sich die Konturen der Hütte auf dem Felssporn abzeichnet. Ein Tal hat mich neblig in seinen Bann gezogen, wunderbar!

PS: grösser könnte ser Gegensatz nicht sein und dennoch hat mich der einsame Aufstieg in der kühlen Bergluft an eine drückend-schwüle chinesische 23 Millionen-Stadt erinnert: Chongching, die “Stadt ohne Schatten”. Dunstiger Smog hat auch dort die Stadt fast mystisch gedämpft – einer der stãrksten Eindrücke meiner ganzen Chinareise. Das Etzli, heute war es mein “Tal ohne Schatten”.

10:37 Hintersand/Glarus: aufwärts

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Nach dem Vortag ein Zickzack von raud und runter war, kennt der Tag heute (naja eigentlich gestern, aber ich tue jetzt mal, als ob) nur eine Richtung: aufwärts. Spãtestens jetzt weiss auch Stephan, warum ich in Elm noch einmal ein paar Hundert Gramm Gewicht reduziert und ein etwas Klettermaterial hab heimschicken lassen: aufwärts, aufwãrts, aufwärts. Die erste Steilstufe wird uns mit einem wunderschönen Hochtal, dem Obersand, beglücken … auch jetzt noch, also einen Tag später staune ich noch über die Farbenpracht der Blumenwiesen … und über die drei Wanderer, welche mit einer Flasch Wein im Niemandsland Picnic machen.

PS: das Hummelvideo Episode I gibts später als Zugabe.
PPS: Claudy, falls du noch mitliest: dein Heimatkanton ist schon “uusinnig schö”, Stephan würde anfügen: und “uusinnih steil”!

Was wohl die Kühe denken?

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Was denken sich wohl die Kühe, welche auf der Weide tropfnass aber geduldig dem Regen trotzen und mir trotzig nachschauen? “Du, Irma, was isch ech das för en komische Kauz ir blaue Jagge?” – “ke Ahnig, allewäg nöd de Vehdoktr, de isch ersch grad letschts Woche do gseh.” – “Secher nöd, de seb rocht immer e Chrumi, und Köfferli het er o kes derbi.” – “Wird wohl so ön Autdor-Ma sii, wesch wie die os em Katalog” – “meinsch? De het doch abr ken Drohtesel debi ond o ke Stöck. Hui, Berta log, er macht es foti vo üs” – “Muuuh” … mir kommt unweigerlich Gary Larson’s Cow in den Sinn (http://2.bp.blogspot.com/_zTW7YIHZb1o/RxOtpJiQ1GI/AAAAAAAAAUI/Y-EgD2GXyAM/s400/gary_larson_cows.jpg).

Ja, solches geht mir an einem langen Regentag durch den Kopf. Und heute warens sieben Stunden Regen. Reichlich profan, wenig philosophisch. Wie etwa: hmm, halten die Schuhe dicht? Ich sollte wohlmal wieder etwas trinken? Wie hiess nochmal der Muskel, welcher seit der Tour von letzter Woche spannt (M.Tibialis)? Mhh, hier duftet es schön modrig. Sinke ich hier knöcheltief im Dreck ein? Gehts links oder rechts? oder: Warum hat Stein eine Tanne im Wappen und keinen Stein? Warum kleben die grössten Toggenburg-Kleber an Zürcher Autos? Warum hiessen auf der heutigen Route gleich zwei Alpen “Dreckloch”? Und die Alpen daneben Dunkelloch und Schwarzegg? Warum werden alle Appenzeller Hunde ‘Bless’ getauft? … reichlich Alltagsphilosophie … und trilotzdem wandert es sich bei Regen leicht und erholsam … noch ein Tag liegt so drin ….