10:37 Südrampe Eggerberg: Ausdauer

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für alle Fussballfans vorweg: zwar ist sie auch kurvig, die Südrampe hat aber nix mit der Südkurve zu tun. Sie ist aber weniger verkehrt: während sich die Südkurve gegen Norden neigt, ist die Südrampe gegen Süden ausgerichtet … macht doch auch Sinn, auch schliesslich liegt sie auf der nördlichen Talseite.

Mehr als zwanzig Jahre sind seit der Südrampen-Schulreise in der ersten oder zweiten Kantiklasse vergangen. Damals ratterte noch alle paar Minuten ein Zug über die unzähligen Brücken und ebensovielen Tunnels am Sonnenhang des Rohnetals.

Heute scheint alles ein bisschen gemãchlicher zu gehen. Der Bummler heisst jetzt zwar Regio-Express, er bummelt aber vielleicht noch 1x pro Stunde zwischen Spiez und Brig. Die Schnellzüge, jetzt Inter- und Eurocity, verschmähen die Rampe und Tauchen kurz nach Visp in den Lötschberg ein. Und von den Güterzügen habe ich gerade mal eine einzelne Rangierlock fahren sehen. Und diese hat wohl auch nur den mit der Unkrautspritze wandernden Bahnarbeiter zum Znüni abgeholt.

Das neue Loch hat seine Spuren hinterlassen. Am Bahnschalter in Lalden hängt ein “geschlossen”-Schild, Rangiergleise sind dicht überwachsen und viele Weichen wohl schon lange nicht mehr gestellt. Und auch die wandernden Eisenbahnfreunde zieht’s trotz Erlebnispfad, Kulturweg und Krãuterlehrpfad jetzt wohl eher ins Neatloch, die Zürcher Durchmesserlinie oder zum Dampfzug an der Furka. Das Eggerbergstübli jedenfalls steht verlassen auf dem Aussichtspunkt und die Wegweiser setzen Rost an. Der Lärm in der verschlafen wirkenden Dörfern dröhnt nicht mehr von der Eisenbahn, sondern konkurrenzlos von unten im Tal, aus dem Chemiewerk von Visp.

Und doch er Schein trügt. Es hat wohl mehr Gartenzwerge als Einwohner in den Dörfern aber mir scheint, nicht nur die Eidechsen zwischen den Steinplatten fühlen sich in dieser neuen Ruhe wohl und ungestört. Da wird hinter den Mauern geflucht was das Zeug hält (hüerähüerähüerädreck) und im Pyjama und Lockenwickler der Rasen gemäht. Selbst die Porzellanfiguren wetteifern um den Titel des geschmacklosesten Vorgartenschmucks. Da parkt neustes landwirtschaftliches Gerät in der Doppelgarage und vor dem Polizeiquartier wird helmlos der getunte Roller Probe gefahren. Und irgendwo kreischen 6 Kinder aus der Gesamtschule in der neuen Doppelturnhalle … von wegen verschlafene Südrampe, da ist Leben fast wie in der Südkurve.

Ach ja, Ausdauer. Der heutige Tag ist ein Ausdauertest. Von brig aus will ich mich in gute Position für den Aufstieg nach Leukerbad und die letzten Alpentage bringen. Ich versuch’s zuerst von Brig der Rhone entlang. Rottuweg, heisst die Wanderstrasse, der Name macht den Weg aber nicht weniger monoton. In Brigerbad gebe ich doch nach und meinen Bergschuhen endlich würdigeres Terrain unter die Sohlen. Die Südrampe soll’s richten. Bis Hohtenn sind’s beim ersten Wegweiser 7h, ich freue mich, dass es 10 Minuten nur noch 6.5h sind. Leider ist aber auch Hohtenn noch nicht mein Tagesziel … Ausdauer eben!

zwei Stunden zuviel

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Waren es heute zwei Stunden zuviel? Der heutige Sonntag war mit acht oder neun Stunden bei leibe nicht der längste und mit 2500 Höhenmetern, 2000 davon abwärts, auch nicht der strengste. Dennoch, waren es heute 2 Stunden zu viel?

Was hat mich von der wunderschön gemütlichen Belalp noch mach Blatten getrieben? Was vom heimeligen Blatten noch in den Schatten runter nach Naters, in die Aglo von Brig (und einstigem Wohnort meiner Grossmutter)? Was mich dann noch über die Rote Brigg rüber nach Brig?

Ich wollte noch ein paar Kilometer machen, um den Plan halten zu können, um am Montag noch die dreissig Kilometer nach Jeitzingen zu schaffen, um dort Papa für die nächste Etappe zu treffen. So gerne ich mit ihm einen Tag durchs Wallis gelaufen wär, soviel Spass es mir bisher gemacht hat, mit meinen Freunden ein paar Etappen gemeinsam zu bestreiten – ich war gleichsam auch “Gefangener” meines Routenplans. Hatte Postautos zu erreichen und an der Route festzuhalten. Heute fühlte ich mich getrieben, bereits für Dienstag noch ein paar Kilometer zu machen.

Heute waren es zwei Stunden zu viel, ich bin aber auch froh, diese gelaufen zu sein. Jetzt freue ich mich nach drei wunderbaren Wochen durch die Schweiz mit Freunden auf ein paar Tage Solowandern im Rhonetal. Und dann auf Tina und Thomas zum letzten Wochenende irgendwo im Unterwallis … wo immer dies dann genau sein wird.